Abbruchsmelancholie (Teil II)

Photo by Ross Findon on Unsplash
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Etwas aufzugeben, was belastet empfinden wir selbst immer wieder als „schwach“ und schwierig.

Etwas loszulassen, was uns nicht liegt, empfinden wir als „versagen“.

 


Wir sind nicht nur Gewohnheitstiere und scheuen uns vor neuen Herausforderungen und Aufgaben, wir sind auch geprägt von Selbstzweifeln und leben in einer viel zu schnellen Zeit.

Wir fühlen uns schlecht, wenn wir gesund egoistisch an uns denken und Dinge tun, die unser eigenes Wohlempfinden betreffen und lassen Worte viel zu sehr an uns heran.

 


Es ist okay, Dinge ehrgeizig zu verfolgen. Es ist okay, dass man sich nicht schwach fühlen möchte. Es ist okay, dass man auch an schmerzenden Dingen festhält. Es ist okay, dass man nicht versagen will. Es ist okay, dass Dinge wehtun und es ist okay, dass man sich vor neuen Aufgaben scheut.
Aber niemals ist es okay, nicht mal an sich selbst zu denken. Dinge verkrampft weiterführen zu wollen, um die Erwartungen anderer oder die falschen, eigenen Erwartungen zu erfüllen. Es ist nicht okay, sich in Rollen zwängen zu wollen oder sich in Formen pressen zu lassen. Es ist nicht okay, sich selbst vollkommen aufopfern zu wollen. Dafür sollte jeder für sich selbst zu wertvoll sein.

Im vorigen Artikel habe ich von den negativen, beängstigenden und deprimierenden Gefühlen erzählt, die dadurch entstehen (können), dass man Dinge aufgibt und sich neuen Herausforderungen stellt. In meinem Fall ist es ein Studium und die damit verbundene Gewohnheit, das verkrampfte Denken; man müsse alles schaffen können und man sei wahnsinnig schwach, wenn man es nicht täte. Damit verbunden auch das Gefühl zu schweben, abgrundtiefe Angst und die falsche Hoffnung, ich könnte „alles irgendwie doch noch schaffen“.
An diesem Punkt stehe ich.

 

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Ein kleiner Motivationsschub

Ein Blog aus dem Zug, über das Studium, wenn man die Heimat ansteuert. Einfach, weil jetzt noch ein wenig Studiumsgefühl in meinen Adern schlägt und ich noch nicht ganz auf dem Urlaubskurs angekommen bin.

 

Worum soll dieser Artikel überhaupt gehen? Vor allem um die Phase, in der man keinen positiven Blick mehr auf die Zwischenprüfung oder das Examen hat. Um die Phase, die jeden von uns in einem Bruchteil Studium mal begleitet. Mich, dich und fast jeden anderen Menschen. Immerhin sitzen wir ja im Grunde im gleichen Boot.

Der erste Teil dieses Artikels wird sich ein wenig mit der Problematik Juristerei beschäftigen. Und dennoch kann es für jeden Studenten interessant sein, denn nach dieser kleinen Auseinandersetzung kommen wir zu Lösungen und Helferlein für die ganz eigene Motivationsproblematik. Für die Phase, in der wir eben keinen Abschluss unseres Studiums sehen. Also bleibt dran!

 

Bekanntlich ist er Schritt in ein Studium stressig genug. Neue Lernmethoden, neue Menschen, neue Möglichkeiten, schwierigere Prüfungen und vor allem eine Menge Selbststudium. Da ich selbst die Rechtswissenschaft gewählt habe, kann ich logischerweise nur darauf gründlich und fair eingehen.

Wählt man dann aber noch einen Studiengang, der grundsätzlich nur aus Selbststudium besteht, gleichzeitig übermenschliche Anforderungen stellt und man mit dem Gedanken in den Studierendenalltag gestürzt ist, dass man in der Schulzeit 15 Punkte im Recht hatte, dann kann man in der Rechtswissenschaft sehr tief fallen. Nicht nur, was Motivation und Ehrgeiz angeht, sondern resultieren daraus enorme Selbstzweifel.

Und sind wir mal ehrlich, dann ging es uns allen mal so. Mindestens eine Phase im Studium lief so ab, dass wir uns die Frage gestellt haben, ob dieses Studium überhaupt das Richtige ist. Ich hoffe, dass ihr, wenn ihr diesen Beitrag lest, nicht in einer solchen Phase steckt. Und wenn doch, dann lasst mich eines loswerden: Dieses Studium ist hart. Dieses Studium verlangt sehr viel ab. Bestenfalls gibst du halt mal 200%, bestenfalls lernst du von 24 täglichen Stunden 30. Und wenn du gut sein willst, dann sind vier Punkte nicht ausreichend.

 

Und jetzt mal Butter bei die Fische: Du musst keine 200% geben, denn das ist auf Dauer nicht möglich. Auch 100% sind auf Dauer nicht möglich, denn du bestehst nicht nur aus einem Paragraphen. Dein Leben ist kein Gesetzestext. Du musst keine 30, keine 24, keine 12 Stunden am Tag lernen, damit du gut in diesem Studium bist. Der Schlüssel für gutes Lernen liegt in der Konzentration, im Lerngefühl und in kleinen Schritten. Dazu aber später mehr. Und gute Noten beginnen nicht erst bei 13 Punkten. Wir wissen alle, wie subjektiv eine Korrektur ausfällt. Wir wissen, dass ein 18-Punkte-Bewertungsmaßstab veraltet und vor allem verblödet ist. Ein Professor sagte mir in meiner ersten Vorlesung: „Warum sollte euch ein Korrektor 18 Punkte geben, wenn er selbst nie 18 Punkte bekam?“ Und damit habt ihr die Antwort. Denn das ist die Wahrheit.

Ich kann so gut nachempfinden, wie unglaublich gern man die 18 Punkte erreichen würde, wie unglaublich gerne man alles direkt bestehen will, wie gern man sich morgens um acht zur ersten Vorlesung motivieren möchte, was man wünscht, alles tun zu können. Und doch muss man realistisch bleiben. Das ist, was ich die ersten beiden Semester des Studiums lernen musste. Die Betonung liegt auf „musste“, da ich es selbst und eigenständig nicht konnte und wollte. Realistisch dabei heißt, dass man akzeptiert, dass es auch schwierige und vor allem motivationslose Tage gibt. Realistisch heißt, dass wir keine Maschinen sind, dass es auch Tage gibt, an denen man vor acht Uhr nicht mal aus dem Bett kommt. Realistisch heißt, dass wir akzeptieren, dass es Menschen gibt, die weitaus besser sein können. Realistisch heißt aber auch, dass wir mit unserer Leistung im Reinen sind, dass wir diese akzeptieren können und wir uns selbst am Ende respektieren. Und das tun wir nicht, indem wir uns vergessen und versuchen, utopische Ansprüche an uns zu erfüllen. Das ist nicht möglich und das ist vor allem nicht gesund.

 

Kommen wir nun zu Lösungsansätzen. Denn dann, wenn ihr diese Phase auch akzeptiert habt, könnt ihr aktiv dagegen vorgehen. Die Frage ist nur immer wieder, wie man das macht, richtig?

  1.  Kleine Ziele                                                                                                                                                                                                                        Wenn wir ehrlich sind, dann sind große Ziele zwar schön, aber unmöglich zu erreichen. Einfach, weil es dafür immer wieder Dinge gibt, die uns einschränken und uns auch zeigen, dass es schwer ist, diese Ziele zu erreichen. Kleine Ziele dagegen sind greifbar und wie Meilensteine. Oder wie Knoten an ‘nem Leitseil. Nehmt beispielsweise ein bestimmtes Kapitel in eurem Lehrbuch, damit ihr den Halt zur Vorlesung (die ihr natürlich immer besucht, irony off) nicht verliert. Schreibt euch eine kleine, eigene Gliederung für jede Woche mit den Zielen, die ihr erreichen wollt.
  2. Struktur                                                                                                                                                                                                                              Eines der wichtigsten Dinge in jedem (!) Studium. Je besser die Struktur, desto besser gleichzeitig der Lernerfolg. Mit Struktur meine ich aber keine klinisch aufgeräumten Schreibtische. Ihr studiert nicht Medizin, sondern grundsätzlich das Chaos der Gesetze. Manche werden sich jetzt fragen: „Struktur? Aber wie?!“ Ich verrate es euch. Zum einen könnt ihr die Wochenübersicht mit euren kleinen Zielen schreiben, zum anderen solltet ihr aber auch für jeden einzelnen Tag eure Rechtsgebiete strukturieren. Danach solltet ihr nach der Schwierigkeit des Gebiets vorgehen. Wo liegen eure Stärken, wo eure Schwächen? Ich lerne auch sehr gerne das, was ich kann, aber das ist nicht Sinn der Sache. Auch habe ich gemerkt, dass es besser ist, jeden Tag lediglich ein Rechtsgebiet durchzuarbeiten. Dabei habe ich mir die Struktur gesetzt, jedes Rechtsgebiet bestenfalls zweimal die Woche zu wiederholen. Der Sonntag bleibt dabei frei.
  3. Sich selbst nicht vernachlässigen                                                                                                                                                                                          Auch das ist wichtig. Warum? Weil die Phase, die ihr bekämpfen wollt, dadurch noch viel schneller und weitaus stärker wiederkommt. Und das wollen wir nicht! Deshalb übrigens der freie Tag in der Woche. Ich meine, man kann auch jeden Tag einfach durchlernen, aber wo steckt da der Sinn im Leben? Im Lernen? Nein, ich denke nicht. Denn wir sind so viel mehr als nur das Studium.
  4. Belohnungsprinzip                                                                                                                                                                                                             Hört sich ein wenig plump an, wenn wir ehrlich sind, ist aber sehr effektiv. Darin besteht übrigens meine persönliche Motivationsrakete. Denn wenn ich weiß, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt was Gutes wartet, dann arbeite ich besser und konzentrierter. Grundsätzlich könnt ihr euch mit allen Dingen belohnen, die euch gut tun. Bei mir war es in der letzten Woche unsere Playstation 4 mit einem frisch gekauften Spiel oder aber einen Beitrag für diesen Blog zu schreiben. Beides hat sich ausgezahlt und ich habe mein gewünschtes Tagesziel damit erreicht. (Kleine Information am Rande: Essen oder Süßes ist immer nur semi-gut. Sonst braucht ihr in der nächsten Klausur zwei Sitze im Hörsaal.)
  5. Konzentrationskonstante                                                                                                                                                                                              Eines meiner größten und härtesten Defizite. Ich bin ein Mensch, der sich gut und gerne ablenken lässt. Ich mache grundsätzlich alles lieber, als das, was ich machen müsste und jeder Staubfussel ist in der wichtigen Zeit interessanter. Und dennoch gibt es Dinge, die auch mich vom Handy und von sozialen Netzwerken wegholen. Die beste Erfahrung habe ich tatsächlich mit Selbstkontrolle und Disziplin gemacht. Damit fühle ich mich einfach am besten, um ehrlich zu sein. Ist aber nicht immer erreichbar. Und für solche Methoden gibt’s zum Glück kleinere Helfer. Der (für mich persönlich) beste ist eine App. Viele werden sie bereits kennen, aber ich nenne sie dennoch gerne: „Forest-Stay Focused“. Eine simple App mit großen Effekten. Man nutzt das Handy nicht mehr, man tut damit sogar gute Dinge. Man erlangt die nötige Konzentration und lässt sich nur schwer ablenken. Immerhin will man keinen Baum vergeuden und ein schönes, kleines Wäldchen pflanzen.
  6. Musik                                                                                                                                                                                                                                    Vor allem diesen Punkt muss wohl jeder Mensch für sich allein entscheiden. Kann man mit Musik lernen? Die Frage muss sich jeder Mensch selbst beantworten. Ich persönlich arbeite gerne zu Ludovico Einaudi oder Lana del Rey, manchmal auch zu einer persönlichen Spotify-Playlist (Balladen hauptsächlich). Was ich persönlich gar nicht kann, ist Rock, Metal oder deutsche Musik. Die höre ich dann in meiner Freizeit, beim Sport oder wenn ich unterwegs bin.
  7. Der Wille                                                                                                                                                                                                                                Ich habe lange überlegt, wie ich diesen Punkt nennen soll, ohne Druck zu erzeugen. Am Ende habe ich mich für diesen Namen entschieden. Für den Willen, etwas und vor allem sich selbst zu bewegen. Das ist, bei allen kleinen Helferlein, das wichtigste, um sich zu bewegen, nicht zu stagnieren. Denn ohne den Willen, diese Dinge zu schaffen, wird es schwer. Und dabei muss man sich eben auch fragen, ob man es schaffen will, ob man es versuchen will. Der Wille, sich selbst zu bewegen und motiviert an diesen Dingen zu arbeiten ist einfacher zu finden, als man denkt. Man muss es nur versuchen und das kann jeder von uns. Wenn ich an diesem Punkt stehe, dann denke ich an meinen Traum. An meinen Traum, etwas in der Welt bewegen zu wollen. Mich bewegen zu wollen. Dabei denke ich an den beruflichen Traum, den ich verfolge und an die Menschen, die zu mir aufsehen und die ich motiviere. Spätestens, wenn ich aber merke, dass die Menschen, die mich bedingungslos lieben, immer hinter mir und meinen Entscheidungen stehen, dann finde ich auch meine Motivation.

Und somit wären wir am Ende dieses Beitrags. Glaubt mir, wenn ich euch sage, dass ich selbst öfter in solch einer Phase stecke, als mir lieb ist. Glaubt mir aber auch, dass diese Phasen vorbeigehen. Man muss nur ein wenig an sich selbst glauben.


Ich fahre jetzt mal fröhlich weiter und überrasche meine Familie in der Heimat.

 

Ich drücke euch,

 

eure Phéa