Was mich auffängt...

… ist nicht immer gleich. Ist nicht immer sichtbar. Ist nicht immer da.

 

Aber was mich auffängt, ist immer eine Ebene, konstant und stark. Was mich auffängt, beschützt mich, lässt mich ruhen und bettet mich ein. Und auch, wenn es manchmal schwer ist, dann weiß ich, dass ich mich darauf verlassen kann, dass es Dinge und Menschen gibt, die meine Kontante sind, meine Säulen, meine starken Wurzeln.

 

Warum ich das mit euch teilen möchte? Weil viel zu wenig und viel zu selten angesprochen wird, was wir eigentlich besitzen, wenn es uns eben genau so geht. Wenn wir das Gefühl haben, dass uns nichts hält. Und, weil ich grade in der Verfassung bin, genau das Thema anzu“schreiben“.

 

 

 

Das, was mich auffängt, ist eine Liste. Eine Liste, die ich mir mit der Zeit selbst erstellt habe, auf der sich wenige, aber sehr wichtige Dinge befinden, die mich in schweren Zeiten festhalten und „auf mich aufpassen“. Warum es nur wenige Dinge sind, ist wahrscheinlich selbsterklärend. Ich meine, wie wäre es denn bitte, wenn es unzählige Dinge gäbe, die uns in schlechten Phasen aufrecht halten würden? Ja, jetzt teilen sich unsere Meinungen. Aber gäbe es dann noch diese Phasen? Nein, mit Sicherheit nicht. Für manche wäre dies nicht schlimm, für andere schon.

Ich bin da zweiter Meinung. Ich denke, dass es gerade diese Phasen des Lebens sind, die einen Menschen formen. Die unsere Seelen formen und wodurch wir uns weiterentwickeln. Dass es genau diese Phasen sind, in denen wir erkennen, wie stark, wie zäh und wie sanftmütig wir sind. Wie sensibel und rein unsere Herzen sein können. Diese Zeiten entwickeln uns weiter. Diese Zeiten machen uns aus.

 

Aber umso wichtiger ist es, für diese Zeiten einen kleinen „Notfallplan“ zu besitzen. Und heute möchte ich euch meinen kleinen Plan verraten. Und vielleicht kann der ein oder andere Mensch von euch damit etwas anfangen.

Und da auch an dieser Stelle die ein oder andere Stimme sagen wird, dass diese Phasen auch tiefgehend möglich sind: Ich weiß. Das kenne ich. Denn genau das ist, was ich (oft an mir er-)lebe.

 

An oberster Stelle meiner Liste steht meine Familie. Auch, wenn der größte Teil momentan knapp 600 Kilometer Herz und Heimat trennen, weiß ich, dass vor allem diese Ebene immer, zu jeder Stunde, erreichbar ist. Diese Menschen kennen mich (trotz allen Schwierigkeiten) am besten. Diese Menschen wissen, wer ich bin. Sie wissen das vor allem dann, wenn ich es nicht weiß. Diese Menschen beruhigen mich mit einem einzigen Blick, einem einzigen Wort, mit ihrer Stimme und ihrem Lächeln. Dabei muss ich gestehen, dass dies erst mit einer schweren Situation meinerseits entstand. Umso dankbarer bin ich, dass ich meinen kleinen Hafen gefunden habe, in den ich mein Schiffchen segeln kann, wenn es auf den großen, weiten Weltozeanen mal wieder zu chaotisch wird.

Der zweite Punkt meiner Liste ist genau das, was ich hier grade treibe. Das Schreiben. Es erfüllt mich jedes Mal, wenn ich die Finger auf die Tasten meines Laptops drücke oder meinen Stift über Papier ziehe. Trotz jeder Schreibblockade oder „doofen Idee“ ist das Schreiben das, was mich (für mich) ausmacht. Ich würde sagen, es ist meine größte Leidenschaft, meine größte Liebe. Das, was immer da ist, wenn ich es nicht bin. Das, was ich immer erreichen kann, wenn ich mich leer fühle. Das, was mich wieder füllt.

Als Kontrast zum Schreiben ist Nummer drei der Sport. Denn Bewegung (in jedweder Form) ist tatsächlich das, was meine Anspannung löst. Gerade negative Emotionen wie Ärger, Wut oder Enttäuschung verarbeite ich meistens mit Bewegung. Ich suche mir immer das, was das Gegenteil dieser Sache widerspiegelt. Größtenteils kann ich sagen, dass der Sport normalerweise meine kleine Alltagsdosis Entspannung ist. Einfach dadurch, da ich, seitdem ich denken kann, Sport betrieb. Und immer war es der Spaß, der Wille, mich zu bewegen das, was mich dazu getrieben und angespornt hat.

Nummer vier ist mit allem, was mich beruhigt, wahrscheinlich das, was am wenigsten Aktion fordert. Selbstreflexion in jeder Art. Immer dann, wenn ich mich in einer dunklen Phase befinde, schaue ich auf all die Dinge, die hinter mir liegen. Nicht, um mir zu sagen, dass es „ja gar nicht so schlimm ist“ oder „nicht so schlimm ist, wie die Dinge, die ich schon hinter mir habe“. Ich denke, das ist der falsche Weg. Ich sage mir in solchen Momenten, dass ich stark bin und diese Phase durchleben werde. Gleichzeitig sage ich mir aber auch, dass Stärke nicht das Wichtigste ist und ich in diesem Moment auch mal schwach sein darf. Denn die Stärke, die ich meine, ist Zähigkeit. So definiere ich Stärke. Stärke bedeutet nicht immer, dass man nie weint oder sich nie beschwert. Stärke bedeutet nicht immer, dass man nie offen reden oder sich gehen lassen darf. Manchmal bedeutet Stärke auch, dass man Dinge „einfach“ überlebt. Manchmal bedeutet Stärke, dass man zäh ist und die Würfel genauso akzeptiert, wie sie gerade fallen.

Und dabei wären wir beim vierten und letzten Punkt auf meiner Liste. Akzeptieren. Das ist (für mich) das Schwerste unter all den Punkten. Jedes Mal, wenn ich einen Rückschlag bemerke, jedes Mal, wenn ich merke, dass mich etwas herunterzieht, dann ist das Akzeptieren dieser Tatsache das Schwerste für mich. Alles andere, was ich aktiv machen kann, bekomme ich gut hin, aber das Akzeptieren ist jedes Mal Neuland. Und ich bin fest überzeugt davon, dass vor allem darin ein ganz großes Puzzleteil vom „überleben“, „verarbeiten“ und „abarbeiten“ liegt. Denn erst, wenn man akzeptiert, dass man diese Phase durch- und erleben muss, kann man sie überwinden. Wie sonst wollen wir das schaffen? Indem man sich immer sagt „das wird schon wieder“? Indem man immer sagt „das ist doch halb so schlimm“? Nein, ich denke nicht. Denn manchmal ist auch ein kleiner Tropfen der, welcher das Fass zum Überlaufen bringt. Und genau dann ist es okay, wegen eines solchen Tropfens vielleicht das ein oder andere Tränchen zu vergießen. Das ist normal. Das ist menschlich.

 

Was ich nun an euch richten, euch mitteilen möchte:

Ihr müsst nicht immer stark sein. Ihr müsst nicht immer der Mensch sein, der für andere Menschen die Schulter ist. Ihr müsst nicht immer der Baum sein, der anderen eine wundervolle Schaukel bietet. Ihr müsst nicht immer perfekt sein und lachen. Ihr dürft auch mal genau das einfordern, was ihr immer wieder gebt.

Auch ihr dürft das. Und vor allem müsst ihr das. Wir sind keine Supermenschen. Wir sind keine Maschinen. Wir sind „Mensch“. Und dazu gehört auch mal, eine dunkle Phase, einen schlechten Tag oder ‘ne nervige Woche zu haben. Dazu gehört auch, genau das zu akzeptieren, damit zu arbeiten, vielleicht eine kleine Liste zu besitzen, an der ihr euch „langhangelt“. Diese Liste kann helfen. Vielleicht ist das ja etwas für euch.

Und zum Schluss ein kleiner, aber sehr weiser Satz: „Make friends with your demons.“

 

Und jetzt, erzählt mal. Was steht auf euren kleinen Listen? Was macht ihr in solchen Momenten?


Ich wünsche euch ein tolles Wochenende, fühlt euch gedrückt.

 

 

 

eure Phéa

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