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How to: Heal

"When you forgive, you heal.

 

And when you move on, you grow."

 

Dieses Zitat begleitet mich nun seit einiger Zeit und blieb stetig in meinem Geist hängen. Nicht nur, weil es wie angegossen zu meiner momentanen „Flieger-Situation“ passt, sondern eben auch, weil hinter diesen beiden Zeilen weitaus mehr steckt, als „nur“ Worte.

 

Aber warum fällt es eigentlich so schwer, zu vergeben und vielleicht einfach einen Ballast abzugeben? Und warum funktioniert das immer so gut, wenn es andere Menschen betrifft? Fragen, die ich mir momentan oft stelle. Anderen Menschen zu verzeihen fällt mir leichter, als mir selbst das nötige Verständnis und den Raum zu geben, der eigentlich dringend benötigt wird. Mir selbst zu sagen, dass abgegebener Ballast wahnsinnig guttun würde, fällt schwer. Aber warum ist das so?

 

Liegt es daran, weil diese Zeit von Selbstzweifeln geprägt ist? Wahrscheinlich. Wo liest man es nicht? Soziale Medien, das gesamte Internetz oder auch die Printmedien. Die Gesellschaft und damit die Verbreitung von Nachrichten geben den Ton an. Nicht umsonst entstehen Stereotypen oder Gesellschaftsstrukturen. Das, was als kritisch gesehen wird, wird auch automatisch kritisiert. Und was kann man am besten kritisieren? Das Individuum. Kontrovers wird es erst jetzt, wenn man dabei betrachtet, dass grundsätzlich jeder vermitteln möchte, dass man bitte genau so sein soll, wie man ist. Wenn man so aber ist, dann heißt es: „Uhh, nein. Nicht so!“. Welch traurige Ironie.

Und was entsteht durch ständige Kritik und die unverbesserlichen Standpauken? Selbstzweifel. Diese müssen nicht mal durch bewusste Aufnahme der Gesellschaftskritik entstehen, sondern können eben auch (wie in den meisten Fällen) unterbewusst wirken. Das trifft natürlich nicht auf jeden Menschen zu, immerhin gibt es auch die Charaktere, die dahingehend resistent sind und sich eben das nicht zu Herzen nehmen und ablehnen. Ich würde mich selbst eher zu einem Menschen zählen, der unterbewusst die Dinge aufnimmt. Also bildlich gesehen nicht der Schwamm, der alles aufsaugt, sondern eher wie ein Magnet. Die Anziehungskraft, die ich in solchen Momenten besitze, gilt für die Dinge, für die ich anfällig bin. Sei es Essen, gute Filme oder aber auch solches. Das passiert dann ganz willkürlich und unterbewusst.

Lange Rede kurzer Sinn: Auch das Weltgeschehen und die Gesellschaft hat darauf einen Einfluss.

 

Liegt es an der Sensibilität des Individuums? Ja. Wahrscheinlich wird das ein großer Teil des Ursprungs sein. Sensible Menschen sind nicht direkt empfindlich für alles, das vorweg. Sensible Menschen haben viel mehr einen ähnlichen Effekt wie ein Magnet. Auch sie besitzen eine Anziehungskraft für Dinge. Nicht immer für positive Dinge, wie man daraus schließen kann. Jeder Mensch hat so seine Anfälligkeiten. Sensible Menschen größtenteils für die Dinge, die ihnen nicht guttun. Warum? Weil das möglicherweise die Dinge sind, die auf eine große Angriffsfläche zielen.

 

Liegt es möglicherweise an den Erfahrungen einzelner? Auch hier würde ich zustimmen. Woraus entwickelt sich ein Mensch? Aus Erfahrungen. Wo liegen diese Erfahrungen? In der Vergangenheit. Was prägt einen Menschen? Die Vergangenheit und seine eigenen Erfahrungen. Wenn ein Mensch demnach Erfahrungen gesammelt hat (und mögen sie auch noch so klein sein) und sind diese negativ und lassen den Menschen an sich selbst zweifeln, was macht der Mensch dann, wenn er in ähnlichen Situationen ist, wie zu einer solchen Zeit? Richtig, er zweifelt.

Andere Gründe sind individuell. Jeder hat seine eigenen kleinen Nischen, in denen solche Gedanken Platz zum Hausen finden. Jeder von uns hat seinen eigenen, kleinen Ballast, mit dem er nur schwer umgehen kann und ihn mit sich umherträgt.

Und vor allem können wir uns nur ganz schwer selbst vergeben.

 

Lösungen und Wege erscheinen uns meist schwer. Einfacher ist es natürlich immer, der Gewohnheit zu folgen und demnach nichts dagegen zu unternehmen. Richtig mag das keinesfalls sein. Gesund ist das ebenso nicht. Und je öfter man solche Gedanken hat und je öfter man daran denkt, wie oft man eigentlich anderen Menschen gut zu spricht und verzeiht und dann sieht, wie wenig man das auf sich selbst anwenden kann, desto mehr denkt man darüber nach, woran das liegt und was man aktiv tun kann.

An diesem Punkt stehe ich momentan wieder und mit mir wahrscheinlich auch ein paar von euch. Also, was machen wir da jetzt?

 

Schritt eins: Akzeptieren

Sich selbst. Diese Verhaltensmuster. Das eigene Denken. Für manche wird dieser Schritt einfach sein, jedoch ist das für die meisten Menschen das Schwerste. Vor allem dann, wenn man es bei anderen Menschen so gut kann. Akzeptieren, wie man ist, was man wie tut, was man kann, was man macht, was das Beste wäre. Klingt verlockend, oder? Warum also nicht machen? Wahrscheinlich ebenfalls, weil Gewohnheit gemütlich ist. Weil es schwer ist, sowas allein durchzuleben. Weil Veränderungen Zeit und Mut brauchen. Weil man sein eigener Antrieb dazu sein muss. Weil man Gründe braucht, sich zu akzeptieren. Weil es genug Gegenwind gibt. All sowas sind Gründe dagegen. Aber es gibt einen viel wichtigeren Grund dafür: Du. Du selbst bist der Grund. Du selbst bist wichtig, das Wichtigste in deinem Leben. Ohne dich läuft es nicht. Akzeptanz für die Dinge, wie sie sind, können Lebensqualität schaffen oder steigern. Schritt für Schritt. Und wenn es bei einem Bleistift anfängt. Bei einem Topf, der noch nicht abgewaschen ist. Kleine Schritte sind okay.

 

Schritt zwei: Toxische Verhältnisse

Viel zu viel Einfluss in unseren Leben haben toxische Verhältnisse. Diese sind meistens geprägt von negativen Gefühlen oder Gedanken. Beispielsweise hat man da eine Person, mit der man 25% der Zeit eine gute und zu 75% leider aber eine schlechte Zeit verbringt. Die schlechte Zeit besteht entweder aus der Zeit, die man nicht miteinander oder gar falsch miteinander verbringt. Beispielsweise, wenn man merkt, dass der Gegenüber egozentrisch ist. Wenn man nicht über seine Probleme reden darf, wenn man die „Lifebalance“ des Anderen stört oder sein Ying-Yang durcheinanderbringt. Ein anderes Beispiel ist, wenn der Gegenüber einen Charakter hat, der dazu neigt, andere Menschen schlecht fühlen zu lassen. Das können Eigenschaften oder eben Verhaltensweisen sein. Und das reicht von Arroganz- bis falschen Neid- über Hinterhältigkeit- zu gespielten Gefühlen.

Solche Verhältnisse tun niemandem gut. Solche Verhältnisse werden jedoch viel zu selten beendet. Entweder ist man zu gutmütig und glaubt vergeblich an das „Gute“ im Menschen, oder es ist die innere Couchpotato, die sich lieber dazu entschließt, Stress aus dem Weg zu gehen und Dinge über sich ergehen zu lassen. Leider führt beides in eigentlich jedem Fall zu keinem guten Ergebnis.

 

Schritt drei: Aktiv werden

Vor allem, wenn es darum geht, sich zu loben. Auf sich stolz zu sein. Sich (imaginär) auf die Schulter zu klopfen, wenn man Dinge gut gemacht hat. Solche Situationen häufen sich am Tag, in der Woche, im Monat und fangen individuell und winzig an. Sei es die Regelmäßigkeit des Staubsaugens oder vielleicht das Ablegen einer blöden Gewohnheit. Aber ohne aktiv zu werden und ein wenig an sich zu arbeiten, geht all das nicht. Mir persönlich hilft es sehr, mir vor Augen zu führen, was ich eigentlich schon (bezüglich meines persönlichen Lebens und meiner Entwicklung) geschafft habe. Denn das ist wichtig. Es ist wichtig, zu sehen, wie weit man gekommen ist. Denn hinter jedem von uns liegt definitiv kein leichter Weg, kein Weg, der von Rosenblättern und Champagner gebettet ist. Und genau da kann man anfangen, auf sich stolz zu sein. Denn das ist wichtig. Und vor allem ist das nötig, mit Blick auf die heutige Zeit.

 

Schritt vier: Durchstarten

Mit Dingen, die schon lange auf euch warten, die ihr schon lange einmal machen wolltet. Dinge, die immer aufgeschoben aber nie angepackt werden (Stichwort: Dachboden aufräumen). Das können aber auch unangenehme Dinge sein, die man eben lieber nicht macht. Hilfe suchen, wenn die Probleme akut werden. Mit Menschen reden, wenn es euch schlecht geht. Offen die Meinung sagen, wenn euch Dinge stören. Das wird wahrscheinlich das Schwerste für viele Menschen sein. Gleichzeitig ist das aber auch das, was erst dafür sorgt, dass sich Dinge aktiv ändern können.

 

Das Ende von diesem Lied ist, dass man die Dinge anpacken muss. Sei es gedanklich und sich mit dem Thema auseinandersetzen oder Gewohnheitsmuster brechen und sich selbst ein wenig pushen.

Wir dürfen nicht in einer Zeit leben, in denen es leichter fällt, an andere Menschen zu glauben und nicht an sich selbst. Das ist nicht gesund.

 

Ich drücke euch fest,

eure Phéa